Die RhönEnergie Effizienz + Service GmbH, ein Mitglied der RhönEnergie-Gruppe, hat für das Fuldaer Löhertor-Quartier ein innovatives, aus mehreren Elementen bestehendes Energie-Konzept umgesetzt. Die Planungen hierzu basieren auf einer Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2018. In deren Rahmen wurden verschiedene Varianten einer innovativen Wärme- und Kälteversorgung für das Areal untersucht und gegenübergestellt. Neben der Wirtschaftlichkeit standen Nachhaltigkeit und Klimaschutz-Aspekte im Vordergrund der Überlegungen, mit dem Ergebnis, dass die im Folgenden beschriebene Abwassernutzung die effizienteste Art der Heizung und Kühlung darstellt.
Aus einem Geschieberückhaltebecken gelangt das Abwasser in eine Schachtsiebanlage, die in einem 6 Meter tiefen Betonschacht mit einem Durchmesser von 2,5 Metern in die Straße eingelassen ist. Dort wird das Abwasser vorgereinigt indem Fremdstoffe ausgesiebt und in den Abwasserkanal zurückgespült werden, bevor es in einen externen Abwasserwärmetauscher gelangt, wo es – je nach Jahreszeit – als Wärmequelle oder Wärmesenke genutzt wird. Bis zu 190 m3/h des vorgereinigten Abwassers können auf diese Weise energetisch genutzt werden. Nach der Wärmeübertragung im Abwasserwärmetauscher fließt das Abwasser zurück in den Abwasserkanal. Selbst bei Außentemperaturen deutlich unter dem Gefrierpunkt liegt die Temperatur des Abwassers im Durchschnitt zwischen +8°C und +11°C. In diesem Fall ist die Effizienz der Abwasserwärmepumpe deutlich besser als bei einer vergleichbaren Luft-Wasser-Wärmepumpe. Um die Energie aus dem Abwasser für die Gebäudebeheizung nutzbar zu machen, werden zwei Wärmepumpen eingesetzt, die ein Temperaturniveau von +45°C bis +55°C für den Heizungsvorlauf zur Verfügung stellen. Damit werden Heizkörper, Flächenheizungen und Lüftungsgeräte mit Wärme versorgt. Über ein Nahwärmenetz werden künftig weitere Gebäude auf dem Areal mit Wärme versorgt, die sich derzeit in der Bau- bzw. Planungsphase befinden.
In den Sommermonaten liegt die Temperatur des Abwassers zwischen +16°C und +18°C. In diesem Fall wird es als Wärmesenke genutzt und die Büroräume können damit gekühlt werden. Auch hier erweist sich das System als vorteilhaft gegenüber einer konventionellen Kühlung, z. B. mit einem Kaltwassersatz, wo die überschüssige Wärme an die Außenluft zum Teil bei Temperaturen jenseits der 30°C, abgeführt werden muss. Ergänzt wird das Ganze durch zwei PV-Dachanlagen mit einer Peakleistung von insgesamt ca. 210 kW, sodass der zum Antrieb der Wärmepumpen benötigte Strom im Wesentlichen emissionsfrei vor Ort erzeugt werden kann. Bei Revisionsarbeiten an den für die Abwasserwärmenutzung eingesetzten Komponenten, kann die Wärmeversorgung des Areals, mit der Zentrale der RhönEnergie-Gruppe, einem Hotelkomplex, dem Finanzamt und der Wohnbebauung auch aus anderen Heizzentralen sichergestellt werden. Die einzelnen Heizzentralen sind hydraulisch über ein Gebäudenetz miteinander verknüpft. So befindet sich z. B. in der Heizzentrale der RhönEnergie Fulda ein BHKW, das mit CO2-neutralem Gas betrieben wird. Von dort kann die Wärme zu den unterschiedlichen Verbrauchsstellen auf dem Areal geliefert werden.