Seitenansicht des Rathauses von Steinbach

Individueller Sanierungsfahrplan

Rathaus, Steinbach

Ein Rathaus auf dem Weg in die Zukunft

Zahlreiche Umnutzungen und Behelfslösungen haben ein Ende: Ein Sanierungsfahrplan geht die Modernisierung des Baus aus dem Jahr 1933 nun planvoll an. 

Das Rathaus in Steinbach wurde im Jahr 1933 erbaut und ist vollflächig unterkellert. Die Nettogrundfläche beträgt 573 Quadratmeter. Ursprünglich als Schulgebäude konzipiert, wurde das Gebäude im Zuge der Umnutzung um ein drittes Vollgeschoss erweitert. Die Raumaufteilung umfasst Büroräume, ein Bürgerbüro sowie verschiedene Verwaltungsbereiche. Die Bausubstanz ist aufgrund des hohen Alters erheblich sanierungsbedürftig.

Das Beratungsunternehmen HessenEnergie hat im Auftrag des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum sowie der LEA Hessen errechnet, welcher Energieeffizienzstandard sich wirtschaftlich lohnt. Dazu hat es die energetischen Mängel und Energieverbräuche analysiert sowie die mögliche Förderung errechnet. Hier geben wir die Ergebnisse in Kurzform wieder. 

Individueller Sanierungsfahrplan

Den vollständigen Sanierungsfahrplan inklusive Umsetzungshilfe können Sie im Original hier herunterladen.

Sanierungsfahrplan (PDF)

Energetischer Ist-Zustand: Probleme und Mängel

  • Gebäudehülle: Die Fassade ist ungedämmt und zeigt deutliche Schäden, insbesondere an den Ecken mit angeschlossenen Fallrohren zur Dachentwässerung.
  • Dachkonstruktion: Der Spitzboden ist als Kaltdach ausgeführt und ungedämmt, während die obersten Geschossdecken nur unzureichend isoliert sind.
  • Fenster: Veraltete Zweifachverglasung mit schlechter Wärmedämmung.
  • Haustechnik: Die Beheizung erfolgt über eine Gasheizung aus dem Jahr 1963, die ohne Pufferspeicher arbeitet. Die Warmwasserbereitung erfolgt dezentral über Boiler und Durchlauferhitzer. Ein Großteil der Beleuchtung besteht aus ineffizienten Leuchtstoffröhren. Es gibt kein Belüftungssystem. 

Gemessene Energieverbräuche

Die Mängel bleiben nicht ohne Folge: Das Rathaus gehört energetisch zu den schlechtesten 25 Prozent des Gebäudebestandes und erfüllt somit die Anforderungen als "worst performance building". Die derzeitigen Energiekosten belaufen sich pro Jahr auf rund 33.500 Euro - pro Quadratmeter und Jahr entspricht das rund 58 Euro. 

  • Mittlerer spezifischer Gasverbrauch: ca. 330 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr (kWh/m²a)
  • Mittlerer spezifischer Stromverbrauch: ca. 65 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr
  • Jährliche Energiekosten: ca. 33.500 Euro - zu diesem Zeitpunkt lag der Arbeitspreis bei 35 Cent pro Kilowattstunde für Allgemeinstrom und bei 10,8 Cent pro Kilowattstunde für Gas. Es wurde eine Preissteigerung von 5 Prozent im Jahr angenommen.
  • Jährlicher CO2-Ausstoß: ca. 54 Tonnen
Fehlender Putz an einer Außenwand

Risse und blankes Mauerwerk

Vor allem die Feuchtigkeit hat dem Putz zugesetzt: An vielen Stellen hat er sich gelöst. Das alte Backstein-Mauerwerk tritt hervor.   

Altes Fenster umgeben von schadhaften Putz

Bessere Aussichten

Die Zweifach-Verglasung soll gegen eine moderne und energieeffiziente Dreifach-Verglasung getauscht werden. 

Tafel am Gebäude mit Informationen

Bewegte Geschichte

Einst als Schulbau geplant, dann ausgebombt und wieder aufgebaut: Steinbachs Rathaus hat eine bewegte Geschichte. Zeit für ein neues Kapitel. 

Dach mit Gauben und Taube

Braucht eine Wärmedämmung

Im Zuge der Modernisierung wird auch das Dach gedämmt. So soll in Zukunft im Winter die Wärme innen und im Sommer die Hitze draußen bleiben.  

Empfohlene Modernisierungsmaßnahmen

Die Experten der HessenEnergie empfehlen eine vollständige Sanierung zum Effizienzgebäude 40 EE.
Ihr Modernisierungsplan sieht unter anderem folgende Maßnahmen vor: 

  • Kellerdeckendämmung: 7 Zentimeter Wärmeleitgruppe WLG 025,
  • Außenwanddämmung: 20 Zentimeter Wärmedämmverbundsystem (WDVS), WLG 032,
  • Dachdämmung: 20 Zentimeter WLG 032,
  • Fensteraustausch: Dreifachverglaste Passivhausfenster,
  • Heizung: Austausch der Gasheizung durch einen Pelletkessel mit 20 Kilowatt (kW),
  • Lüftungssystem: Einbau einer zentralen Lüftungsanlage mit 80 Prozent Wärmerückgewinnung,
  • Photovoltaikanlage: 20  Kilowatt Peak (kWp) zur Eigenstromerzeugung,
  • Beleuchtung: Umstellung auf LED-Technologie.

Insgesamt rechnet die HessenEnergie mit energiebedingten Sanierungskosten von 603.133 Euro. 

Schrittweise Sanierung oder Vollsanierung?

Die Experten von HessenEnergie sprechen sich klar für eine Vollsanierung des Rathauses Steinbach aus. Dieser Ansatz bietet gegenüber einer schrittweisen Sanierung erhebliche Vorteile in Bezug auf Energieeffizienz, Wirtschaftlichkeit und Fördermöglichkeiten.

Durch eine ganzheitliche Sanierung können alle energetischen Schwachstellen gleichzeitig behoben werden, was eine maximale Reduzierung des Energieverbrauchs ermöglicht. Einzelmaßnahmen hingegen bergen das Risiko, dass Synergieeffekte ungenutzt bleiben und energetische Einsparpotenziale nur teilweise ausgeschöpft werden.

Ein weiterer zentraler Punkt ist die optimale Nutzung von Fördermitteln: Die Kombination aus KfW-Förderung und der Kommunalrichtlinie Energie bietet bei einer Gesamtsanierung die Möglichkeit, eine Gesamtförderquote von bis zu 90 Prozent zu erreichen (siehe unten). Darüber hinaus ermöglicht eine Vollsanierung eine bessere Planbarkeit und Kostenkontrolle. Ein einheitlicher Bauprozess minimiert die Risiken von Kostensteigerungen durch Bauverzögerungen oder technische Nachrüstungen, die bei einer schrittweisen Sanierung häufiger auftreten können.

Förderung von Bund und Land

Frontansicht des Rathauses Steinbach

Durch die Kombination von Förderungen des Bundes und des Landes Hessen sind zuwendungsfähige Kosten von bis zu maximal 90 Prozent für die Standards EG 55 und EG 40 förderbar. Neben der Kommunalrichtlinie Energie sind insbesondere die Förderprogramme zur BEG über die KfW in den Varianten als auszahlbarer Zuschuss (KfW 464) oder als zinsvergünstigter Kredit (unter zwei Prozent Zins) mit Tilgungszuschuss (KfW 264) von Bedeutung. Bei der schrittweisen Sanierung kann die BEG des BAFA in Anspruch genommen werden.

Sind Kommunen Mitglied in der Initiative "Hessen aktiv: Die Klima-Kommunen", profitieren sie von einer um 10 Prozent erhöhten Förderquote im Rahmen von Zuwendungen aus der Kommunalrichtlinie Energie. 

  • KfW-Förderung: Zuschuss bis zu 40 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten.
  • Kommunalrichtlinie Energie (Land Hessen): Bis zu 65 Prozent Zuschuss plus 10 Prozent Bonus für "Hessen aktiv: Die Klima-Kommunen". 
  • Gesamtförderquote: Maximal 90 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten. 
Kommunalrichtlinie Energie

Zuschüsse über die Kommunalrichtlinie Energie können mit den Förderungen des Bundes kumuliert werden. Die Richtlinie nimmt auch auf individuelle Gebäudestrukturen Rücksicht und es sind nicht pauschal die Nettogrundfläche, sondern die tatsächlich zu sanierenden Bauteilflächen und die eingesetzten Baustoffe maßgeblich. Wird eine schrittweise Sanierung gewählt, erhöht sich die Förderquote für Einzelmaßnahmen um weitere zehn Prozent. Nähere Informationen dazu auch auf der Internetseite der WI Bank. 

WI Bank

Nach Berechnungen von HessenEnergie stehen den Investitionen von 603.133 Euro eine Förderung durch die KfW sowie des Landes Hessen von 482.518 Euro gegenüber. Dies entspricht einer Förderquote von 80 Prozent. Der Eigenanteil beläuft sich auf 120.615 Euro. 

Fazit: Der Mehrwert eines Sanierungsfahrplans

Insgesamt führt die Sanierung nach Berechnungen von HessenEnergie zu einer Einsparung von 49,2 Tonnen CO₂ und einer jährlichen Kostenreduktion von 25.267 Euro bei den Energiekosten sowie 3.198 Euro bei der CO₂-Steuer. Die Sanierung des Rathauses Steinbach zum Effizienzgebäude 40 EE amortisiert sich bereits nach weniger als zehn Jahren. 

"Diese erheblichen Einsparungen entlasten die kommunalen Haushalte spürbar und beschleunigen die Refinanzierung der Investitionskosten. Die drastische Kostensenkung, kombiniert mit einer emissionsarmen Energieversorgung, zeigt die wirtschaftliche und ökologische Sinnhaftigkeit eines durchdachten Sanierungsfahrplans und macht das Gebäude langfristig zukunftssicher."

Portrait Christian Doerhoefer
Christian Dörhöfer