Heizkurve optimieren, Energie sparen

Mit der Optimierung der Vorlauftemperatur am Heizkessel lässt sich viel Energie sparen.

© LEA Hessen / Rundel

Viele hessischen Haushalte drehen wegen der steigenden Energiepreise ihre Thermostate runter. Doch das ist nicht die einzige Maßnahme, um Energie zu sparen. Die Reduzierung der Vorlauftemperatur ist ein weiterer Schlüssel. Egal ob Heizkörper oder Fußbodenheizung: Für die Wärmeerzeugung fließt durch sie warmes Wasser – das "Heizwasser". Die Vorlauftemperatur ist die Temperatur, die die Heizanlage für den Weg in die Heizungen anliefert. "Oft ist diese zu hoch gewählt", so der aus YouTube als "Energiesparkommissar" bekannte Energieberater Carsten Herbert. "Denn eigentlich muss man diese Temperatur an mehreren kalten Tagen in der Heizperiode einstellen. Das wird bei der Installation einer Heizanlage aber nicht gemacht. Damit es immer wohlig warm ist, wird die Vorlauftemperatur bei der Installation des Heizkessels in der Regel höher als nötig eingestellt."

Dabei lasse sich mit der richtigen Vorlauftemperatur viel Energie sparen, so Professor Dr. Benjamin Krick vom Passivhaus Institut: "Je weniger heiß das Heizwasser ist, das im Heizkessel erwärmt und zu den Heizkörpern gepumpt wird, umso besser kann die im Brennstoff steckende Energie genutzt werden." Er erkennt ineffiziente Heizungen am Schornstein: "Wenn weiße Wölkchen aufsteigen, verpufft ungenutzte Energie im Wasserdampf. Wird die Energie im Wasserdampf komplett genutzt, lassen sich bei Gasheizungen über 10 Prozent Gas einsparen." Krick erforscht im Auftrag des Hessischen Wirtschaftsministeriums Energiesparmaßnahmen und gibt zusammen mit Carsten Herbert sowie der LEA LandesEnergieAgentur Hessen (LEA Hessen) Do-it-yourself-Energiespartipps auf www.hessen-spart-energie.de.

Fingerspitzengefühl für die richtige Temperatur

Ihr Tipp für die kalte Jahreszeit: Die Vorlauftemperatur so einstellen, dass es gerade noch wohlig warm ist. Das erfordert ein paar Tage mit unterschiedlichen Tages- und Nachttemperaturen sowie ein wenig Fingerspitzengefühl. Denn welche Vorlauftemperatur nötig ist, hängt von der Außentemperatur ab. Ist es draußen kalt, braucht es eine hohe Vorlauftemperatur. An milden Tagen reicht eine niedrige Vorlauftemperatur. Zu welchen Außen- welche Vorlauftemperaturen ideal passen, bestimmt die Heizkurve. Die können Immobilienbesitzende sowie Mieterinnen und Mieter mit Gasheizung in der Wohnung am Heizkessel selbst einstellen.

Dazu müssen an Tagen mit unterschiedlichen Temperaturen die Heizungsthermostate in viel bewohnten Räumen, wie etwa dem Wohn- oder Kinderzimmer, auf die höchste Stufe eingestellt werden. „In diesem Moment sind die Heizungsventile komplett offen und spielen während der Optimierung keine Rolle mehr. Dadurch sind wir in der Lage, die Raumtemperaturen rein über die zentrale Heizungsteuerung einzustellen. Für die Raumtemperatur ist also nur noch die eingestellte Heizkurve verantwortlich“, so Herbert. Nun gilt es, die Vorlauftemperatur schrittweise zu reduzieren, damit die gewünschte Wärme erreicht wird. Die dann gefundene Temperatur gilt es in der Heizkurve einzustellen. Der Herbst mit seinen ersten kühlen Tagen ist für den Start der richtige Zeitpunkt. Das Spiel beginnt von Neuem, wenn wieder ein viel kälterer Tag kommt. Reicht die Vorlauftemperatur dann nicht, können Immobilienbesitzende sie korrigieren. "Über die Zeit entsteht so die ideale Heizkurve", erklärt Carsten Herbert. Eine genaue Anleitung zur Optimierung der Heizungsanlage gibt es unter www.hessen-spart-energie.de.

Zusätzlich sollten Immobilienbesitzende ihre Heizungsanlage richtig und regelmäßig von einem Fachbetrieb warten lassen – das kann bis zu 15 Prozent der Energiekosten sparen. Investieren sie zusätzlich in einen hydraulischen Abgleich, stellt der Fachbetrieb Heizkörper individuell und optimal ein. 15 Prozent der Kosten für diese Maßnahme erhalten Immobilienbesitzende als staatliche Förderung vom Bund zurück.

Die LEA LandesEnergieAgentur Hessen GmbH (LEA Hessen) übernimmt seit 2017 im Auftrag der Hessischen Landesregierung zentrale Aufgaben bei der Umsetzung der Energiewende und des Klimaschutzes. Die Angebote richten sich an hessische Bürgerinnen und Bürger, gesellschaftliche Organisationen, Kommunen und Unternehmen. Die LEA Hessen bietet Informationen, Erstberatungen und begleitende Unterstützung bei der Auswahl und Umsetzung von Maßnahmen zum Klimaschutz, zur Energieeffizienz, zur Energieeinsparung oder zum Ausbau erneuerbarer Energien im eigenen Umfeld. Sie ist zuverlässige Partnerin, wenn es darum geht, Dritte für Aktivitäten für den Klimaschutz und die Energiewende zu gewinnen.

Das Passivhaus Institut: Das von Prof. Dr. Wolfgang Feist 1996 gegründete Passivhaus Institut ist unabhängig und belegt eine Spitzenposition bei der Forschung und Entwicklung zum hoch energieeffizienten Bauen und Sanieren. Dabei arbeitet es mit dem Ziel, die gebaute Umwelt anwendungsorientiert auf einen nachhaltigen Stand hin zu entwickeln. Dazu betreibt es Weiterbildungsprogramme für alle Baubeteiligten, berät zur Optimierung von Gebäuden und Baukomponenten. Es setzt Standards für energiesparendes, nachhaltiges Bauen und zertifiziert Gebäude und Komponenten nach diesen Standards. Durch das Institut entwickelte Tools bieten einfache und kostengünstige Hilfestellungen. Um das nachhaltige Bauen und Sanieren weiterzutragen, betreibt das Institut nationale und internationale Netzwerke.

Kontakt

Michael John

Michael John

Öffentlichkeitsarbeit und Marketing

+49 611 95017 8632