Das restaurierte Schultheißenhaus in Niederbrechen.
© LfDH/Krienke
Das Schultheißenhaus

Denkmalpreis für das Schultheißenhaus

Innendämmung mit Lehm, Fußbodenheizung unter historischen Steinplatten – Teile einer Erfolgsgeschichte. Mit diesem Fachwerkbau von 1680 hat die Familie Klus-Weuster einen wichtigen Teil der Niederbrechener Geschichte erhalten, repariert und für die Zukunft fit gemacht. Dafür gab es einen Denkmalpreis 2023.

Alle Fachwerk-Außenwände erhielten zur Verbesserung der Behaglichkeit eine Innendämmung aus Schilfrohrplatten mit beidseitigem Strohlehmputz. Gab es hier Kalkputze mit Befundresten (etwa historische farbige Wandgestaltungen), so blieben diese erhalten und wurden in die neu verputzten Wände einbezogen. Die Dachschrägen wurden mit einer 25 cm Zellulose-Einblasdämmung versehen. Die neuen Holzfenster sind nun als Kastenfenster ausgebildet und so energetisch deutlich verbessert.

Die Bauherren reduzierten die Kosten durch Eigenleistung. Unter Anleitung denkmalerfahrener Handwerker konnten aufwändige Vorarbeiten (z.B. das Lösen alter Leimfarben und Farbaufträge) oder auch das Verlegen von Steinplatten selbst erbracht werden.

Denkmalschutz und Altbau- Best Practice - Schultheißenhaus - Teaser

Dieser Bau ist gelebte "Green culture": Ein altes Gebäude, das bereits  durch seine jahrhundertelange Standzeit viel für die Umwelt erreicht hat, wurde mit historischen Baumaterialien repariert und energetisch  deutlich verbessert. Grundlage waren eine eingehende bauforscherische und konstruktive Voruntersuchung sowie die Konzeption eines denkmalerfahrenen Architekten beraten durch die Denkmalpflege. Die Ausführung übernahmen in historischen Bautechniken erfahrene Handwerksbetriebe.

Das Schultheißenhaus in Niederbrechen in seinem vorherigen Zustand.
© LfDH/Krienke

Ein Kleinod 1680 vor der Instandsetzung

So lernen Sie Ihr Gebäude kennen: Arbeitsgrundlage sind eine eingehende bauforscherische und konstruktive Voruntersuchung und die Konzeption eines denkmalerfahrenen Architekten

Die Innenwände im historischen Schultheißenhaus werden mit Schilfrohr gedämmt.
© Lars Weuster

Innendämmung aus Schilfrohrplatten mit Strohlehmputz

Alle Fachwerk-Außenwände erhielten zur Verbesserung der Behaglichkeit eine Innendämmung aus Schilfrohrplatten, die im nächsten Schritt mit einem Strohlehmputz versehen wurde.

Die neuen Fenster werden eingebaut.
© Lars Weuster

Fenster: Kastenfenster

Außen wurde ein neues Holzfenster mit Anschluss an die Innendämmung eingebaut. Innen wird ein zusätzliches Fenster eingebracht. Kastenfenster sorgen für einen guten U-Wert. Das äußere Fenster kann zudem aufgrund der geringeren erforderlichen Glasstärke mit einem schmalen historischen Profil versehen werden. So erhält der Innenraum zudem mehr Tageslicht. 

Ein fertiger Innenraum im Schultheißenhaus.
© Lars Weuster

Die Innenräume sind fertig!

Kalkputze mit Befundresten, wie diese farbigen Wandgestaltungen, wurden in die neu verputzten Wände einbezogen.

Die Dämmung der Dachschräge im Schultheißenhaus.
© Lars Weuster

Dämmung der Dachschrägen mit einer Zellulose-Einblasdämmung

Die Dachschrägen wurden mit einer 25 cm Zellulose-Einblasdämmung versehen.

Unter dem historischen Steinfußboden konnte eine Fußbodenheizung verlegt werden.
© Lars Weuster

Eine Fußbodenheizung unter Steinplatten

Die Steinplatten des ursprünglichen Fußbodens waren im Erdgeschoss unter mehreren Zeitschichten verborgen. Gereinigt und ergänzt wurden sie in Eigenleistung auf einer Fußbodenheizung neu verlegt.

Fußbodenheizung unter Steinboden

Eine große Überraschung: Nicht nur die originale Steintreppe, sondern auch die Steinplatten des ursprünglichen Fußbodens waren im Erdgeschoss unter mehreren Zeitschichten verborgen. Gereinigt und ergänzt wurden sie auf einer Fußbodenheizung neu verlegt.

Aufgrund der großen Heizflächen mit hohem Strahlungsanteil und der niedrigen Raumhöhen kann die Heizungsanlage bis dato mit 50 Grad Vorlauftemperatur gefahren werden. Grundsätzlich wäre eine Wärmepumpe möglich. Damals wählten die Besitzer allerdings noch eine Gasbrennwerttherme.

Mit Reparaturarbeiten Ressourcen schonen

Ein altes Gebäude mit seinen historischen Bauteilen zu erhalten und zu reparieren, ist ein elementarer Beitrag zum Umwelt- und Ressourcenschutz, weil sehr viel Energie für einen Abbruch und Neubau sowie bei der Materialgewinnung gespart wird.

Im Schultheißenbau wurde die Fachwerkkonstruktion in traditioneller Zimmermannstechnik repariert und fehlende Strohlehmausfachungen ergänzt. Auch alle anderen historischen Bauteile wurden ausgebessert und repariert - so auch die unter vielen Ausgleichschichten erhaltenen historischen breiten Dielenböden.

Das Fachwerk wird von erfahrenen Handwerkern saniert.
© Stephan Dreier

Energetisches Konzept

  • Bezug Februar 2023
  • Gasbrennwerttherme mit WW-Versorgung
  • Gussheizkörper im Obergeschoss
  • Fußbodenheizung im Erdgeschoss (ermöglicht niedrige Vorlauftemperatur) unter originalen, neu verlegtem Schalsteinplattenbelag
  • Alle Fenster einfachverglast mit Innenflügel (Kastenfenster sorgen für einen guten U-Wert und ermöglichen schmale Profile)
  • Dämmung Dachgeschoss: 25 Zentimeter Zellulose-Einblasdämmung (mehr als im Gebäude-Energie-Gesetz gefordert)
  • Innendämmung der Fachwerkaußenwände: 5 Zentimeter Schilfrohrplatten, 3 Zentimeter Strohlehmputz
  • Außendämmung verschieferter Giebel Ost: 5 Zentimeter Holzfaserplatten
Das Bild zeigt das Cover der Dokumentation zum Schultheißenbau
Mit viel Engagement und Herzblut wurde das Schultheißenhaus aus seinem Dornröschenschlaf geweckt. Die Dokumentation geht diesem Weg aus verschiedenen Blickwinkeln nach, umsäumt von viele Bildern einer spannenden und oft überraschenden Sanierung.

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