Die Villa Kirchhoff nach der Sanierung.
© LfDH/Krienke
Villa Kirchhoff

Villa Kirchhoff wird zum „KfW-Effizienzhaus Denkmal“

Die Urenkelin der Erbauer ließ dieses architektonische Kleinod des Architekten Hermann von Berg aus den 1930er Jahren restaurieren und energetisch auf neuesten Stand bringen. Dies wurde mit einem Denkmalpreis 2023 gewürdigt.

Die modernen Einflüsse des Bauhauses zeigen sich bei diesem Putzbau in seiner fein gegliederten, auf einem Sandsteinsockel ruhende Fassade. Prägend ist heute wieder der gartenseitige schmale Balkon im Obergeschoss, der in einem Bogen um die Fassade gelegt ist. Auch die Innenausstattung von den glatten Türblättern, der Wendeltreppe und den Böden bis hin zur Innendämmung mit bituminierten Korkplatten ist den Einflüssen des Bauhauses verpflichtet.

1934 errichtete der renommierten Kölner Architekt Hermann von Berg diese Villa für Dr. Julius Müller. Die markant den Kreuzungsbereich vor dem Paulustor beherrschende Villa ist Kulturdenkmal aus künstlerischen, baugeschichtlichen und städtebaulichen Gründen.

Umfangreiche energetische Modernisierung

Der Standard "KfW-Effizienzhaus Denkmal" konnte durch ein feinabgestimmtes energetisches Gesamtkonzept erreicht werden: Bei der Instandsetzung wurden die Außenwände mit einer Innendämmung mit Porenbetonsteinen (Multipor) versehen und der Innenputz sorptionsfähig auf Kalkbasis ausgeführt. Auf diese Weise blieben die Dimensionen und Baudetails der sorgfältig architektonisch gestalteten Fassaden erhalten. Die Innenausstattung wurde vollständig gehalten und nur die teerhaltige Innendämmung ersetzt.

Energetische Gesichtspunkte spielten auch bei der zwingend notwendigen Dachsanierung mit einer Zwischensparrendämmung eine große Rolle. Die Gauben erhielten eine Aufsparren- und eine Zwischensparrendämmung. Auch die Gaubenwände wurden energetisch ertüchtigt. Die neuen Holzfenster erhielten eine Zweifach-Wärmeschutz-Verglasung. Eine Dreifach-Verglasung hätte die bauphysikalische Balance gefährdet. Die Kellerdecke wurde von unten mit einer Dämmung versehen.

Als Anlagentechnik wurde ein hybrides System mit Gas-Brennwertheizung und einer Solarthermie-Anlage für Brauchwasser und zur Unterstützung der Heizung gewählt. Als Fläche für die Solarthermie-Anlage dient das Flachdach der dem Haus benachbarten Garage. Eine zentrale Lüftungsanlage für jeden Wohneinheit mit Einzelsteuerung und Wärmerückgewinnung ergänzt das energetische Gesamtkonzept. 

Ein historisches Foto der Rückseite der Villa Kirchhoff.
© Archiv Honka/Hermann von Berg

Einst sah die Kirchhoff-Villa so aus ...

Die Villa Kirchhoff in Fulda vor der Restaurierung.
© Stephan Koch

Vor der Instandsetzung: Die Gartenseite war durch einen Balkon der 1980er Jahre verunklärt. Das das hatte in den 1970er Jahren eine Schieferdeckung erhalten.

Der Dachstuhl der Villa Kirchhoff während der Instandsetzung.
© Stephan Koch

Der Dachstuhl wurde ertüchtigt und das Dach gedämmt.

Das Dach der Villa Kirchhoff wird neu eingedeckt.
© Stephan Koch

Ressourcenschonend: Wiedereindeckung mit den intakten Ziegeln der 1930er Jahre

Fenster Detail der Villa Kirchhoff in Fulda.
© LfDH/Krienke

Fassadendetail mit Fenstern, Fenstergittern und Putzstrukturen in wiederhergestellter Farbigkeit

Der Eingang der Villa Kirchhoff in Fulda.
© LfDH/Krienke

Schöne Baudetails der 1930er Jahre blieben erhalten und wurden repariert

Ressourcenschonende Dachreparatur mit originalen Ziegeln

Ein besonderes Augenmerk lag auf der Wiederverwendung intakter historischer Dachdeckungen - das trägt zum Ressourcenschutz bei. Die Schiefereindeckung der 1970er Jahre auf der repräsentativen Gartenseite musste aufgrund starker Schäden im Holztragwerk zurückgebaut und auch die in den anderen Bereichen noch vorhandenen grau gedämpften Ziegel der Bauzeit abgedeckt werden. Die Prüfung dieser originalen Ziegel zeigte, dass sie weitgehend schadensfrei auch noch weitere 90 Jahre halten können. Deshalb wurde der Altbestand vorsichtig abgenommen, gereinigt und zunächst zwischengelagert. 

Die Entscheidung Hermann von Bergs für diesen Ziegel in silbrigen Grautönen mit sehr lebendigem Charakter war dokumentiert. Der Altbestand reichte genau für die Deckung der repräsentativen Gartenseite, die schnell ausgeführt war. Die Neueindeckung der übrigen Dachfläche mit vergleichbarem Material geriet 2022 in die Zeit der Gaskrise und hatte eine halbjährige Lieferzeitverzögerung. 

Das Projekt steht exemplarisch für das notwendige Umdenken beim Weiternutzen der hier buchstäblich "grauen Energie" der gut gebrannten Ziegel von 1934.

Ein historisches Foto der Straßenseite der Villa Kirchhoff.
© Archiv Honka/Hermann von Berg

Energetisches Konzept

Dach: Energetisch saniert, bestehende Sparren aufgedoppelt und mit Zwischensparrendämmung gedämmt. Gesamtstärke der Dämmung: 20 cm, Dampfbremse, Dachfenster mit 3-Fach-Wärmeschutz-Verglasung

Gaubenwände: Energetisch ertüchtigt, Aufsparrendämmung 4cm und Zwischensparrendämmung 12cm

Außenwanddämmung: Als Innendämmung mit 6 cm Porenbetonsteinen (Multipor), Innenputz sorptionsfähig auf Kalkbasis

Fenster: Neue Fenster mit 2-Fach-Wärmeschutz-Verglasung

Kellerdecke: Dämmung von unten mit 8 cm Dämmstärke

Trenntüren beheizte/unbeheizte Bereiche: Einbau von Klimatüren zu den unbeheizten Bereichen

Anlagentechnik: Einbau einer neuen Gas-Brennwertheizung, Hydraulischer Abgleich der Heizanlage, Einbau einer Solarthermie Anlage für Brauchwasser und Heizungsunterstützend, Einbau einer zentralen Lüftungsanlage für jeden Wohneinheit mit Einzelsteuerung und Wärmerückgewinnung